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Audi Sommerkonzerte 2021

Hybrideveranstaltung im Klenzepark Ingolstadt und Livestream aus der EMV-Halle auf dem Audi Gelände

Unter dem Motto „Lights of Europe“ fanden die Audi Sommerkonzerte 2021 das zweite Mal in Zeiten der Corona Pandemie statt. 2020 verlegte Audi spontan alle Konzerte in die digitale Welt. Austragungsorte waren u.a. das Museum Mobile und die Halle B im GVZ der AUDI AG Ingolstadt. Mehr als 70.000 Musikbegeisterte aus aller Welt haben den Stream online verfolgen können. Dieses Jahr stand das Organisationsteam wieder vor besonderen Herausforderungen. Die Inzidenzzahlen änderten sich fortlaufend und somit auch die zulässige Anzahl an Besuchern für eine Veranstaltung. Ein Übermaß an Streaming-Events sollte vermieden werden, da der Wunsch der Musikfreunde nach echten Live-Konzerten immens war und die digitale Konzertübertragung im Sommer 2021 nicht mehr dieselbe Aufmerksamkeit erfahren würde wie im Jahr zuvor. Um die geltenden Hygienevorschriften umsetzen zu können, mussten alle Konzerte mit Publikum im Freien stattfinden, das geschah unter anderem auf der Bühne der Landesgartenschau, im Innenhof des Turm Triva und auf der Tillywiese im Klenzepark.  Eines der neun Konzerte fand komplett ohne Publikum statt und wurde aus einer ganz besonderen Location heraus gestreamt. Im Messzentrum für elektromagnetische Verträglichkeit auf dem Werksgelände der AUDI AG präsentierte Paul van Dyk ein einstündiges Liveset. Insgesamt war nur ein kleiner Teil der üblichen Präsenzgäste bei den Live-Konzerten zugelassen.

 

Erst Testen, dann Arbeiten

Alle Kolleg:innen wurden täglich vor Arbeitsbeginn auf eine Corona Infektion getestet. Die Schnelltest führte der Malteser Hilfsdienst e.V. in seinem Einsatzfahrzeug im Klenzepark durch. Die Testergebnisse wurden dokumentiert und tagesaktuell auf den Festivalpässen vermerkt. Für jeden Tag gab es eine eigene farbige Klebemarkierung, an denen die Sicherheitsbeauftragten sofort erkennen konnten, ob ein Corona Schnelltest durchgeführt worden ist. Auf dem gesamten Gelände galt eine allgemeine Maskenpflicht von 1,5 m nicht eingehalten werden konnte. Zusätzlich trugen die Tontechniker auf der Bühne Schutzbrillen, um eine Tröpfcheninfektion in der Nähe der Bläser zu vermeiden. Beengte und geschlossenen Arbeitsbereiche, wie z.B. der Übertragungswagen, der FOH Platz oder das Produktionsbüro waren am Eingang mit Hinweisschildern versehen, um auf die maximale Personenzahl hinzuweisen. Dank der strikten Einhaltung des Hygienekonzeptes sind vor, während und nach den Audi Sommerkonzerten 2021 keine Corona Infektionen bekannt geworden.

 

180 Rechtecke

In den Jahren vor der Corona Pandemie verfolgten bis zu 10.000 Besucher pro Abend die Konzerte auf der Tillywiese im Klenzepark. Dieses Jahr waren zwei Wochen vor Veranstaltungsbeginn 500 Gäste und einige Tage vor Beginn knapp 1000 Gäste erlaubt. Um die Sicherheitsabstände während des Konzerts zu gewährleisten, wurden 180 Rechtecke mit Sprühkreide auf die Rasenfläche gezeichnet. Die zwei verfügbaren Rechteckgrößen bildeten die Personenzahl der angemeldeten Besuchergruppen ab. Laut Hygienekonzept galt für Besucher auf dem gesamten Gelände eine Maskenpflicht. Ausnahme: am Platz!

 

Festivaltechnik, so wie früher

Am Freitag, den 2. Juli fand das Konzert des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia – Roma mit Dirigent Sir Antonio Pappano und Star-Violinistin Lisa Batiashvili auf der großen Festivalbühne im Klenzepark statt. Gespielt wurden Stücke von Gioacchino Rossini, Jean Sibelius und Ludwig van Beethoven. Unter einem 19 m x 18 m großen und 10 m hohem Rundbogendach mit transparenten Dachplanen hatten die knapp 60 Musiker genügend Platz, um die 1,5 m bzw. 2,0 m Hygieneabstand einzuhalten. Trotz der überschaubaren Besucherzahl musste die technische Ausstattung der Veranstaltung den Größenordnungen des Ingolstädter Klenzeparks und der Festivalbühne entsprechen. Wie in den vergangenen Jahren wurde ein L`Acoustics K1 System mit 24 K1 Topteilen und 10 KS28 Bässen mit weiteren KIVA2, KARA und A15 Lautsprechern installiert. Der FOH und Monitor Mix wurde von einer Digico SD7 Quantum abgemischt. Die Orchester wurden mit 48 SCHOEPS MK4 und MK3, Neumann TLM 103 und 170 abgenommen. Für das PA Setup waren auch in diesem Jahr wieder Florian Weiß und Phillip Stapf zuständig.

 

Keine Stufenlinsen mehr, aber erstmals Martin Mac Ultra

Auch dieses Jahr war Christian Schatz wieder für das Lichtdesign verantwortlich. Seine Inspiration holte er sich diesmal vom Artwork des Festival Plakats der Audi Sommerkonzerte 2021. In Anlehnung an das Key Logo wurde ein mit weißer Opera Projektionsfolie bespannter Traversenkreis mittig an der Bühnenrückwand platziert. An ihm waren zwölf ROBE LEDBeam 150 befestigt. Zusammen mit insgesamt sechs theREALthing Dynamic Designschirmen bildeten sie den Bühnenhintergrund. Im Vorfeld der Veranstaltung wurde der Wunsch laut, auf übliche Stufenlinsen, egal ob mit Glühlampe oder LED-Bestückung, gänzlich zu verzichten. Die gesamte Ausleuchtung sollte mit Moving Lights realisiert werden. Dies hatte den Hintergrund, dass prinzipiell alle Scheinwerfer auch farbig leuchten können und das Einleuchten leichter von statten geht. Auch war somit die Möglichkeit gegeben, in kürzester Zeit Solopositionen umzusetzen. Bei einem Verzicht auf die altbewährten Stufenlinsen sollte man im Vorfeld besonderes Augenmerk auf die Weißlichtfähigkeiten der gewählten Moving Lights legen, da ein Teil der Sommerkonzerte auch gestreamt werden sollte. Die Kollegen der Firma Lightpower waren hierfür an unserer Seite und stellten eine kleine Auswahl leistungsfähiger Moving Lights zur Verfügung. Bei einem Termin im Firmensitz der SHOWEM Veranstaltungstechnik GmbH wurde der neue Martin Mac Ultra vorgestellt. Der massive Lichtoutput, die geringe Geräuschentwicklung und der gute Farbwiedergabeindex (CRI) waren ausschlaggebende Faktoren für die Auswahl der insgesamt 45 Martin MAC Ultra für die Festivalbühne. Die Anforderungen an die Qualität des Weißlichts muss Studioniveau aufweisen, hierfür war neben dem Arbeitsplatz von Christian Schatz eine zweite Lichtkonsole aufgebaut, an der Marc Lorenz ausschließlich für das Weißlicht zuständig war. In Absprache mit dem Team des Übertragungswagens, stand Marc dauerhaft mit den Kollegen der Kamerasteuerung in Kontakt und korrigierte den Weißlichtanteil entsprechend den Anforderungen. Zusätzlich waren noch 12 JB Lighting Sparx 18, 24 ROBE LEDBeam 150 und 10 ROBE Mega Pointe im Einsatz.

 

Und zusätzlich Streaming Technik

Das Konzert am Freitag mit dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia – Roma wurde zusätzlich live gestreamt und war im Anschluss noch 72 Stunden online verfügbar. Von der Firma Studio Berlin wurde der Übertragungswagen Ü9 mitsamt Rüstwagen in Nähe der Hauptbühne platziert. Ein Ü-Wagen bietet gegenüber einer aufgebauten Videoregie logistische und organisatorische Vorteile. Auf der Bühne waren zwei Studiokameras auf Pedestalen und fünf Panasonic Schwenk-/Neigekameras aufgebaut. Beim FOH Platz wurde ein großer Kamerakran und ein weiterer Studio Kamerazug platziert. Mit diesem Kamerasetup konnten alle Wünsche des Bildregisseurs Anton Ganzenmüller erfüllt werden. Im Übertragungswagen standen den Videotechnikern ein Grass Valley Karerra Videomischpult mit üppigen 130 Eingängen und über 60 Ausgängen zur Verfügung. Die umfangreiche Ausstattung der Videoregie ließ für den Livestream keine Wünsche offen. Für den Sendeton war ein LAWO mc² 56 vollständig mit WAVES Integration vorhanden.

 

Elektronische Musik und elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)

Nach dem Konzert im Ingolstädter Klenzepark wurde in eine ganz besondere Location geschaltet. Im Kontrast zur klassischen Musik stehend, begeisterte DJ Paul van Dyk die Online-Community (Gäste) mit einem einstündigen Liveset aus der EMV-Halle auf dem Werksgelände der AUDI AG. Normalerweise werden in der Absorberkammer Fahrzeuge mit elektromagnetischen Wellen bestrahlt, um die Verträglichkeit der elektronischen Komponenten zu prüfen. Bis wenige Stunden vor dem Livestream wurde in der EMV-Halle noch getestet, deswegen konnte der finale Aufbau erst am Showtag um 15:00 Uhr erfolgen, Showbeginn war um 22:00 Uhr. Neben der Videotechnik war die Lichttechnik für diesen Stream ein entscheidender Faktor. Das Lichtsetup musste einerseits ein studiotaugliches Weißlicht liefern können, andererseits aber auch eine Clubatmosphäre ermöglichen. Das Lichtdesign wurde von Johannes Matzke, Leiter der Abteilung Lichttechnik bei SHOWEM Veranstaltungstechnik GmbH und Sebastian Richter entwickelt. Leider durfte in der Location weder Nebel noch Haze verwendet werden, daher fielen Beameffekte aus.

 

Dreigeteilte Halle

Um die Raumtiefe und die besondere Architektur der Absorberkammer zu betonen, wurde eine dreireihige Staffelung von unterschiedlichen Scheinwerfern umgesetzt, die hauptsächlich Gegenlichteffekte beinhaltete. Das Lichtsetup begann neben dem DJ Pult mit jeweils drei Martin MAC Aura, die links und rechts auf Excellent Line DesignStelen gebaut waren und in erster Linie direkte Farbe für das Kamerabild brachten. In der zweiten Line wurden 16 ASTERA FP1 Titan Tubes, jeweils paarweise mit leicht versetzten Höhen, auf Mikrofonstativen platziert. Mit der Einzelpixelansteuerung der Sticks konnte Lichtoperator Matthäus Scheuerer viele Effekte und Looks generieren. Der Boden war eng mit zwanzig SGM Q7 LED Flutern bestückt, die die gesamte EMV-Halle in Farbe hüllten. Weitere acht GLP JDC-1 Stroboskope sorgten bei Highlights des DJ Sets für den richtigen Punch und vier Martin MAC Viper Moving Lights waren für GOBO Projektionen zuständig. Diese Scheinwerfer standen alle am Boden und waren im Kamerabild weniger präsent. Den Abschluss bildeten vier Showtec Sunstrips, die entgegen dem allgemeinen LED Trend mit 10 x 50W Glühlampen bestückt waren.

 

Dynamik durch Bewegung

Eine weitere Herausforderung bei dem einstündigen DJ Livestream war es, Dynamik in das Geschehen zu bringen. Um dies perfekt umzusetzen, waren vier der sechs Kameras in Bewegung. Neben einem sechs Meter Kamerakran mit einer SONY PXW Z90, waren eine SONY PXW Z180 auf Rollstativ und eine weitere SONY PXW Z180 als Totale im Einsatz. Drei SONY Alpha 7 III Kameras waren auf einer leichten Steadycam, einem Kameraschlitten vor dem DJ und einem seitlichen Blickwinkel auf das DJ Pult verbaut. Bei der Auswahl der Kameras blieb man bei einem Hersteller, um in der Kürze der Aufbauzeit keine Überraschungen beim Bildabgleich zu provozieren. Der Farbabgleich der sechs SONY Kameras ging dann auch routiniert von der Hand. Mittlerweile gehört auch eine X-Rite Farbtafel im Case zur Grundausstattung, wenn ein Livestream durchgeführt wird. Alle Kamerasignale lagen an einem Panasonic AV-HS 450 Videomischer auf, dessen Programmsignal via einer Satellitenvideoübertragung in den Klenzepark zum Studio Berlin Übertragungswagen Ü9 gesendet wurde.

 

Das Auge hört mit

Bei einem Livestream in einer so außergewöhnlichen Location wie der EMV-Halle, stehen das Set und der Künstler im Vordergrund. Diesem Umstand müssen sich alle Gewerke, wie Licht, Ton und Rigging unterordnen. Entweder sie diffundieren komplett in den Hintergrund und sind nahezu unsichtbar oder werden plakativ, gemäß ihrer Funktion, in Szene gesetzt.  Für die nahe Ausleuchtung des DJs wurden z.B. ASTERA FP2 Titan Tubes verwendet, die unauffällig auf den DJ Arbeitsplatz gelegt werden konnten und nahezu nicht sichtbar waren. Das gute telegene Licht und der kabellose Betrieb dieser LED-Leuchten taten ihr übriges. Deutlich sichtbar war dagegen das Monitor Setup für DJ Paul van Dyk. SHOWEM Projektleiter Bernd Breit entschied sich für ein kräftiges NEXO Geo M10 Set mit sechs Geo M1012 Tops und vier Geo MSub15. Dieses PA Setup passte optisch zu der Musik Art, weil Lautstärke an sich doch ein Attribut elektronischer Tanzmusik ist. Das NEXO M10 Stack signalisierte dem Online-Zuschauer, dass vor Ort auch mit ernsthaften Discopegeln gearbeitet würde. Das Auge hörte hier in dem Fall mit. In der Halle war während dem Live-Stream ein angenehmer kräftiger Studiosound.

 

Der Freitagabend lebte vom Kontrast der Musikrichtungen durch die Kombination von klassischer und elektronischer Musik. Die Audi Sommerkonzerte 2021 bestanden aus insgesamt zehn Konzerten, in vier Locations, an vier Veranstaltungstagen. Sie wurden analog, hybrid oder digital umgesetzt. Die Konzerte waren ein voller Erfolg und begeisterten das Publikum vor Ort sowie weltweit im Stream.